Rund 80.000 Patienten in Deutschland werden derzeit mit einem Heroin-Ersatzstoff substituiert. Die Drogenersatztherapie verschafft heroinabhängigen Menschen die Möglichkeit, ein normales Leben ohne illegale Substanzen zu führen und so einen Ausstieg aus der Abhängigkeit zu finden. Mit ihrer Schwerpunktpraxis übernimmt Kristin Salk mit ihrem Team eine wichtige Aufgabe in der ambulanten Behandlung suchtkranker Menschen in Lörrach und Umgebung.
Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit mit suchtkranken Patienten?
Ich arbeite mit Menschen, die überwiegend in einer schwierigen Situation leben und in der Gesellschaft häufig stigmatisiert werden. Unsere Arbeit ist eine Herausforderung und erfordert eine optimale Zusammenarbeit meines Teams. Es ist wichtig, dass suchtkranke Menschen einen Anlaufpunkt erhalten, der ihnen Perspektiven eröffnet.
Was ist das Ziel der Substitutionstherapie?
Man verabreicht ein synthetisch hergestelltes Opioid an die Menschen, die heroinabhängig sind. Damit erreicht man, dass die Entzugserscheinungen gelindert werden und dass der Patient im Prinzip wieder normal seinen Alltag bewältigen kann. Wir haben einige Patienten, die unter Substitution arbeiten und Familie haben. Das ganz langfristige Ziel bleibt aber immer, die Menschen auch aus der Substitution entlassen zu können.
Das Substitutionsprogramm in Ihrer Praxis ist an bestimmte Rahmenbedingungen für die Patienten gebunden. Wie gehen Sie mit Begleitkonsum um? Bei welchen Verstößen beenden Sie das Programm?
Anders als substituierende Hausärzte sind wir als Schwerpunktpraxis für die schwierigeren Patienten zuständig. Deshalb haben wir ein anderes Management. Prinzipiell ist der reine Begleitkonsum von Drogen kein Grund, jemanden zu entlassen – das Thema wird mit den Patienten besprochen. Kündigungsgründe sind eher gegeben, wenn Patienten bedrohlich auftreten, im Wartezimmer und vor dem Haus dealen oder gewalttätig werden. In solchen Situationen reagiere ich relativ hart.
Sie sind auch Psychotherapeutin. Mit welchen emotionalen Belastungen kommen die Patienten zu Ihnen?
Überwiegend mit Depressionen, Angststörungen oder schizoiden Störungen. Die Patienten haben, wenn sie hier ankommen, schon relativ viel verloren und oft Schwierigkeiten im Umgang mit Emotionen. Mangelnde soziale Kompetenz, fehlende Perspektiven sowie die Verarbeitung von Erlebtem sind häufige Themen.
Was wünschen Sie sich für Ihre Patienten und die Opiatsubstitution in Deutschland?
Ich würde mir wünschen, dass man Substitution attraktiver gestaltet und dass auch noch mehr stabile Patienten von Hausärzten substituiert werden können. Gerade in ländlichen Gegenden ist die Versorgung oft schlecht. Da wären weitere Anbindungsmöglichkeiten sinnvoll und wünschenswert. Auch Pflegeplätze für unsere Patienten oder Unterbringungsmöglichkeiten für Menschen mit Doppeldiagnosen sind sehr schwer zu bekommen.
Warum schicken Sie Ihre Patienten in das AMEOS Klinikum Kaiserstuhl?
Der Alkoholkonsum ist in Verbindung mit der Substitution gefährlich. Beides wirkt atemdepressiv und gerade in Kombination mit beispielsweise Benzodiazepinen lebensbedrohlich. Wenn wir durch Atemalkoholkontrollen oder an den Werten im Urin sehen, dass ein Alkoholmissbrauch vorliegt, raten wir zu einem Qualifizierten Alkoholentzug.
Was schätzen Sie an der Behandlung im AMEOS Klinikum Kaiserstuhl?
Der Rahmen ist familiär. Auch der Umgang ist sehr wertschätzend. Ich schicke nicht nur meine Substituierten zu Ihnen in den Qualifizierten Alkoholentzug, sondern auch andere Patienten mit Alkoholproblemen aus meiner ambulanten Psychiatrie. Zum einen finde ich es toll, dass man internistisch gut diagnostizieren und behandeln kann. Zum anderen sind es relativ kleine Gruppen. Die Patienten fühlen sich gut aufgehoben und kompetent behandelt. Und ich finde es schön, dass ich die Ärzte gut erreichen kann und Rückrufe gemacht werden. Das ist mir wichtig.